Job-Knigge: Du oder Sie – wie geht die richtige Anrede im Job?

Soll ich meine Kollegen duzen oder siezen? Von welchen Faktoren hängt die passende Anrede im Büro ab?

Artikel
Lesedauer: 2 Minuten2018-03-23
Blog image

Vor allem in jungen, kreativen Unternehmen ist das Du auf dem Vormarsch. Was spricht dafür? Gibt es Nachteile? Und ist es okay, wenn ich lieber beim Sie bleiben möchte? Wir haben die Antworten.

Von welchen Faktoren hängt die passende Anrede im Büro ab?

„Herzlich Willkommen – ich bin die Marie.“ Wenn dich dein Chef am ersten Arbeitstag so begrüßt, weiß du: Hier wird geduzt. War es früher selbstverständlich, die Kollegen zu siezen, gilt heute in immer mehr Unternehmen das familiäre Du. So soll eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen werden, in der sich jeder kennt und zu Hause fühlt. Das klingt erst einmal gut. Aber: Ist zu viel Nähe im Job überhaupt angebracht? Kann das fehlende Sie zu Distanzlosigkeit führen? Wie erkenne ich, wie mein Gegenüber angesprochen werden möchte?

Größe des Unternehmens

In größeren Unternehmen mit klaren Hierarchien ist das Sie zumindest zu Beginn der Zusammenarbeit meist selbstverständlich. Nicht selten sprechen sich sogar enge Kollegen nach vielen Jahren im selben Raum noch mit Sie an. In kleineren (Familien-)betrieben wird dagegen sehr schnell geduzt („Das ist für alle einfacher“).

Branche


In kreativen Berufen (z. B. in der Werbebranche) wird häufig sofort nach dem Kennenlernen zum Du übergegangen – wenn du nicht bereits beim Vorstellungsgespräch darauf hingewiesen wurdest, dass sich „hier alle duzen.“ Auch im Handwerk hat das Duzen Tradition. Beim seriösen Sie bleiben vor allem Banken, Anwaltskanzleien, Versicherungen und Unternehmen, die besonders viel Wert auf Stil und Etikette legen.

Wer in die Start-Up-Szene einsteigt, hat meist gar keine Wahl: Hier sind die Hierarchien flach, die Leute cool und es ist so gar nicht angesagt, sich gegenseitig zu siezen. Macht man im Englischen ja auch nicht, oder?

Falsch! Das englische you entspricht eigentlich der Ihr-Form („Wie heißt Ihr?“). In Skandinavien hingegen duzt man sich tatsächlich. Und zwar nicht nur bei IKEA – gesiezt wird nur der König.

Persönliche Vorlieben

Jeder Mensch ist verschieden und manche legen besonders viel Wert darauf, am Arbeitsplatz die Distanz zu wahren. Für ältere Mitarbeiter mag es auch einfach ungewohnt sein, von jungen Kollegen geduzt zu werden – vielleicht kommt ihnen der lockere Ton respektlos vor (auch dir gegenüber!). Das solltest du in jedem Fall akzeptieren.
Neben dem klassischen Du oder Sie gibt es auch spezielle Anredeformen, die beides kombinieren:

  • Hamburger Sie: „Sebastian, könnten Sie bitte eben in mein Büro kommen?“ – Soll Distanz wahren und Nähe schaffen (z. B. Vorgesetzter spricht mit langjährigem Angestelltem).
  • Nachname und Du: „Frau Müller, kannst du morgen die Spätschicht übernehmen?“ – Soll Nähe zwischen Kollegen schaffen und Distanz wahren (wird z. B. in der gehobenen Hotellerie gerne verwendet).

Wie verhalte ich mich an meinem ersten Arbeitstag?

Wenn du vorab keine Informationen dazu erhalten hast, wie man sich im Unternehmen anspricht, machst du mit einem höflichen Sie erst einmal nichts falsch. Deine neuen Kollegen nehmen das zur Kenntnis und werden dir das Du anbieten, wenn sie es für richtig halten.

Aber: Solltest du nach einiger Zeit bemerken, dass sich alle anderen beim Vornamen nennen und nur du siezt / gesiezt wirst, kann es nicht schaden, einen engen Kollegen darauf anzusprechen. Vielleicht liegt ein Missverständnis vor und alle denken, du legst besonders viel Wert auf deinen Nachnamen? Wie fast immer im Leben gilt auch im Joballtag: Reden hilft!

Du oder Sie – (k)eine Frage des Respekts!

Ein wenig höfliche Distanz ist im beruflichen Kontext durchaus sinnvoll und angebracht. Aber: Der Respekt, den du einem anderen Menschen entgegenbringst, sollte natürlich nicht davon abhängen, ob du ihn mit Du oder Sie ansprichst. Ein allgemeines Du sollte deshalb auf keinen Fall der Auslöser für ein lapidares Miteinander sein – sondern ein Angebot, auf vertrauensvoller Basis, konstruktiv miteinander zu kommunizieren.

Lydia
Autor: Lydia