Progression bei der Unfallversicherung

Hier erfährst du alles, was du zur Progression bei der Unfallversicherung wissen musst

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Lesedauer: 7 Minuten2020-04-27
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Definition: Was bedeutet “Progression” bei der Unfallversicherung?

Die Progression begegnet dir meist, während du eine Unfallversicherung abschließt. Sie hat Einfluss auf die Höhe der Auszahlung deiner Unfallversicherung im Leistungsfall: Bei besonders schweren bleibenden gesundheitlichen Schäden infolge eines Unfalls erhältst du eine höhere Auszahlung (im Vergleich zu Tarifen ohne Progression).

Damit berücksichtigt die Progression also, dass eine stärkere Beeinträchtigung deiner körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit enorm hohe Kosten mit sich bringt.

Kurz erklärt – diese Begriffe benötigst du zum Verständnis der Progression:

Grundsumme: Im Kaufprozess legst du eine Grundsumme fest. Sie entspricht der maximalen Auszahlung im Schadensfall, falls keine Progression vereinbart wurde. Da diese aber in den allermeisten Fällen vereinbart werden, dient die Grundsumme generell als Berechnungshilfe für die Auszahlung – wie im Beispiel unten beschrieben.

Invaliditätsgrad: Der Invaliditätsgrad besagt, wie stark die körperliche oder geistige Leistungsfähigkeit infolge eines Unfalls dauerhaft beeinträchtigt ist. Er beträgt maximal 100%. Hier geht’s zum Glossarartikel.

Gliedertaxe: Die Gliedertaxe ist die Berechnungsgrundlage für den Invaliditätsgrad. Sie besagt, welchem Invaliditätsgrad der vollständige Verlust der Leistungsfähigkeit eines bestimmten Körperteils oder Sinnesorgans entspricht. Also zum Beispiel entspricht die Amputation eines Arms einem Invaliditätsgrad von 75%. Hier geht’s zum Glossarartikel.

Welche Auswirkungen hat die Progression im Leistungsfall?

Deine Unfallversicherung zahlt, wenn du infolge eines Unfalls dauerhaft körperlich oder geistig beeinträchtigt bist (die sogenannte Invalidität). Ohne zusätzliche Vorteile durch beispielsweise die Progression steigt die Auszahlung linear zum Invaliditätsgrad. Das bedeutet konkret: 50% Invalidität entsprechen einer Auszahlung von 50% der Grundsumme.

Die Progression fügt dieser Gleichung einen Steigerungsfaktor hinzu.


Wie genau dieser berechnet wird, ist recht komplex. Deswegen findest du in deinem Versicherungsvertrag eine Tabelle, die dir genau zeigt, welche Summe du für welchen Invaliditätsgrad erhältst.

Beispiel:

Am deutlichsten wird der Unterschied, den die Progression ausmacht, wenn man eine Grundsumme von 100.000 € annimmt. Ohne Progression erhältst du folgende Summen ausgezahlt:

Bei einem Invaliditätsgrad von 25%: 25.000 €

Bei einem Invaliditätsgrad von 50%: 50.000 €

Bei einem Invaliditätsgrad von 75%: 75.000 €

Wählst du die 225er Progression, bedeutet das, dass du im Falle einer Invalidität von 100% sogar 225% der Grundsumme erhältst. Am Beispiel einer Grundsumme von 100.000€ bedeutet das mit der 225er Progression:

Bei einem Invaliditätsgrad von 25% greift die Progression noch nicht: 25.000 €

Bei einem Invaliditätsgrad von 50% beträgt die Progression 75%, das entspricht einer Auszahlung von: 75.000 €

Bei einem Invaliditätsgrad von 75%: beträgt die Progression 150%, das entspricht einer Auszahlung von: 150.000 €

Bei einem Invaliditätsgrad von 100% beträgt die Progression 225%, das entspricht einer Auszahlung von: 225.000 €

Was ist der Unterschied zwischen 225er, 350er und 500er Progression?

Grundsätzlich gilt: je höher die Progression ist, desto höher ist die Auszahlung bei einem hohen Invaliditätsgrad. Nehmen wir wieder das Beispiel mit einer Grundsumme von 100.000 €. Im schlimmsten Fall, bei einem Invaliditätsgrad von 100%, werden die Unterschiede sehr deutlich:

225er Progression: Bei einem Invaliditätsgrad von 100% beträgt die Progression 225%, das entspricht einer Auszahlung von: 225.000 €

350er Progression: Bei einem Invaliditätsgrad von 100% beträgt die Progression 350%, das entspricht einer Auszahlung von: 350.000 €

500er Progression: Bei einem Invaliditätsgrad von 100% beträgt die Progression 500%, das entspricht einer Auszahlung von: 500.000 €

Welche Vorteile bietet mir die Progression?

Mit einer Progression kannst du deine Versicherungssumme etwas niedriger ansetzen und erhältst dennoch eine hohe Auszahlung bei einem hohen Invaliditätsgrad. Das bedeutet also konkret, dass dein monatlicher Beitrag niedrig ist, du aber eine hohe Auszahlung bei besonders schweren Unfallfolgen erhältst. Damit berücksichtigt die Progression, dass ein höherer Invaliditätsgrad mit vielfach höheren Folgekosten verbunden ist.

Beispiel: So berechnet sich die Auszahlung im Leistungsfall

Die Unfallversicherung federt die finanziellen Folgen ab, die eine Invalidität als Unfallfolge mit sich bringt. Die Realität ist also: Wenn eine Unfallversicherung zahlt, hat der bzw. die Versicherte oftmals viel durchgemacht und die Auszahlung dient als Erleichterung der Umstände. Wir hoffen, dass du niemals mit einer solchen Situation konfrontiert wirst.

Zum besseren Verständnis zeigen wir dir an einem Beispiel auf, wie sich eine Auszahlung im Leistungsfall berechnet.

Stell dir vor, du hast beschlossen, eine Fahrradtour bei schönem Wetter zu machen. Bei einer unübersichtlichen Straße stößt du mit einem anderen Radfahrer zusammen und fällst unglücklich vom Fahrrad. Dank Helm und geringer Geschwindigkeit konntest du schlimmere Verletzungen verhindern, merkst aber schnell, dass mit deinem Fuß etwas nicht stimmt. Im Krankenhaus stellt sich heraus, dass dein Fuß schwere Verletzungen davongetragen hat.

Sechs Monate später ist klar, dass die Verletzungen nicht vollständig ausheilen werden und der Fuß dauerhaft in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Der behandelnde Arzt diagnostiziert die dauerhafte Einschränkung (Invalidität). Er stellt fest, dass dein Fuß zu ca. 75% in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. All das gibst du sofort an deine Unfallversicherung weiter.

Deine Unfallversicherung berechnet die Auszahlung dann folgendermaßen:

1. Da du die Erweiterung Premium bei Getsafe abgeschlossen hast, liegt die Gliedertaxe bei einem Fuß bei 40%.

2. Die Einschränkung der Leistungsfähigkeit liegt bei 75%.

3. Der Invaliditätsgrad wird berechnet: Gliedertaxe × Grad Einschränkung = 40% × 75% = 30%.

4. Deine Grundsumme liegt bei 150.000 €.

5. Du hast eine 350er Progression vereinbart.

6. Bei einem Invaliditätsgrad von 30% liegt die Leistung durch die Progression bei 40% der Grundsumme (ohne Progression wären es 30%). Das entnimmst du der Tabelle in deinem Versicherungsvertrag.

Bei einer Grundsumme von 150.000 € liegt die Auszahlung also bei:

150.000 × 40% = 60.000 €

(Grundsumme × Progression des festgestellten Invaliditätsgrades = Auszahlung)

Kathrin
Autor: Kathrin